RadPfarrhaus: Absteigen bei Freunden

Übernachten und Frühstücken im Denkmal

Von allen Werken, die liebsten
Sind mir die gebrauchten.
Die Kupfergefäße mit den Beulen
Und den abgeplatteten Rändern
Die Messer und Gabeln, deren Holzgriffe
Abgegriffen sind von vielen Händen:

Solche Formen
Schienen mir die edelsten.
So auch die Steinfliesen um alte Häuser
Welche niedergetreten sind von vielen Füßen, abgeschliffen
Und zwischen denen Grasbüschel wachsen, Das sind glückliche Werke.

Eingegangen in den Gebrauch der vielen
Oftmals verändert, verbessern sie ihre Gestalt und werden Köstlich
Weil oftmals gekostet.
...
Die halbverfallenen Bauwerke
Haben wieder das Aussehen von
noch nicht vollendeten
Groß geplanten: ihre schönen Maße
Sind schon zu ahnen; sie bedürfen aber
Noch unseres Verständnisses.
...
Dies alles
beglückt mich.

Bertold Brecht



"Halbverfallenes Bauwerk"

Das Alte Pfarrhaus in Buckau, erbaut 1850-1860  „im englischen Landhaus-Stil“, liegt mitten im Dorf, direkt an der 800 Jahre alten Buckauer Dorfkirche.

Als wir es im Mai 1999 entdeckten, war es für uns Liebe auf den ersten Blick - das Haus, das wir seit 10 Jahren gesucht hatten.Jetzt wohnen, arbeiten, restaurieren und verschönern wir seit über 20 Jahren zwar in kleinen Schritten, aber eben doch Schritt für Schritt - behutsam und denkmalgerecht. Denn das Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz, außen und innen; dazu kommen noch Stall und Scheune. (Denkmalnr. 09190016)

Es bleibt noch viel zu tun.  Wir sind noch lange nicht fertig.
Aber manchmal ist der Weg schon das Ziel.

Als wir das Buckauer Pfarrhaus von einem Künstler aus Leipzig kauften, war von der alten Schönheit des Pfarrhauses nach fast 20 Jahren Leerstand und Verfall vieles verloren: Durch das Dach regnete es herein. Lehm­decken waren durchgeweicht und heruntergefallen. Wände waren ohne Putz. Wertvolle alten Dielen waren mit dem berüchtigten DDR-Kunststoffbelag ("Buna") beklebt und verdorben, die Schwarze Küche abgerissen.

Zuletzt hatte 1988/89 eine kirchliche sogenannte Baubrigade auch noch Löcher ins Kellergewölbe geschlagen.

Wir fanden also eine wunderschöne Ruine, die als "teil-entkernt" angeboten wurde.Inzwischen haben wir fast im ganzen Haus den Lehmputz an Wänden und Decken restauriert bzw. neu aufgezogen.

Im Kaminzimmer

gibt es heute Frühstück; früher fand hier der Konfirmanden-Unterricht statt.

An einem großen Tisch finden alle Gäste Platz. Der Tisch mit seinen gedrechselten Beinen ist das besondere Geschenk einer Freundin für das Pfarrhaus.


Gebaut wurden Tisch und Stühle im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts als Gesinde-Speisetisch für die Küche von Schloß Herrnstein in Niederösterreich.

An kühlen Abenden und an Regentagen wärmt der Kaminofen; Sofas und Sessel laden zum Beieinandersitzen ein.

Die noch weitgehend erhaltenen, breiten Dielen aus der Erbauungszeit haben wir wieder freigelegt, abgeschliffen und geölt.

In den Kastenfenstern findet sich eine kleine Ausstellung: alte Porzellanscherben und andere Fundstücke aus dem Pfarrgarten, aber auch einige Windkanter.

Unsere Gästezimmer

- die historischen Mädchenzimmer unterm Dach - sind schlicht eingerichtete, ländliche Pfarrhaus-Gästezimmer, einfach und schön: mit frisch bezogenen Betten und mit einem dieser Tage selten gewordenen Luxus, wie ihn unsere Gäste lieben: Wie in der guten alten Zeit gibt es keinenGanzkörperspiegel und keine Fernseher.

Im 19. Jahrhundert wohnten in den Gästezimmern die Mädchen, die bei der Pfarrfrau „in Stellung" waren um die Hauswirtschaft zu erlernen. In DDR-Zeiten kamen hier Feriengäste der Pfarrersleute unter, auch der „Westbesuch“.

Seit wir in Buckau wohnen, dienen die Mädchenzimmer wieder als Gästezimmer für jeweils zwei Erwachsene, ggF. mit zusätzlicher Aufbettung oder mit Kinderbett.

In beiden Gästezimmern haben wir die Wände und Decken mit Farrow&Ball-Kalkfarben (Limewash) gestrichen, die Dielen sind repariert, abgeschliffen und geölt - dürfen aber wegen der Romantik weiterhin knarzen.

Im Sommer 2014 haben wir für die beiden Gästezimmer im Dachgeschoß zwei moderne Duschbäder mit Toiletten eingebaut.

Zu erreichen sind die Zimmer über die in 160 Jahren von den Pfarrfrauen und ihren Mädchen krummgetretenen Stufen der Treppe zum Dach- und Wäscheboden.


Der Dachboden dient uns nach wie vor als Wäscheboden - vor allem wenn es regnet und die Wäsche nicht draußen getrocknet weden kann. Heute können auch unsere Gäste - besonders vom Wetter überraschte Wanderer und Radfahrer- den Wäscheboden zum Trocknen ihrer Kleidung und Ausrüstung nutzen.

Geschirr und Hausrat

Auf Bunzlauer Frühstücks- und Kaffeegeschirr oder blauem Geschirr von Villeroy&Boch servieren wir Ihnen das Frühstück.


Zu anderen Mahlzeiten decken wir den Tisch mit englischem Landhausgeschirr, dem Pfarrhaussilber, alten Schüsseln, Krügen und Kannen.

Antike“ Einrichtung im Alten Pfarrhaus


Nur wenige Einrichtungsgegenstände haben den Auszug der Pfarrwitwe Siemon Mitte der siebziger Jahre und die Aufgabe des Pfarrhauses durch die Kirche überstanden.
Um so mehr werden diese Solitäre von uns geschätzt und aus anderen authentischen Pfarrhausfunden ergänzt.

Wir erhalten solche Stücke möglichst im aufgefundenen „Vintage Style“ mit ihren natürlichen, nicht etwa erst künstlich herbeigeführten, Gebrauchsspuren wie abgeplatztem Lack, sichtbaren Schichten mehrerer Lackierungen und dergleichen; zum Teil haben wir sie auch abgebeizt; aber nur teilweise neu gestrichen.

Im Pfarrgarten

laden bei schönem Wetter sonnige und schattige Fleckchen mit alten Bänken, Tischen und Gartenstühlen zum Aufenthalt im Freien, zum Ausruhen und Entspannen ein.


[Falls Sie dabei aber von der Gartenlust gepackt werden, haben Sie gern die Möglichkeit, unter kundiger Anleitung ein Stündchen im Garten zu arbeiten und so bei der Restaurierung des Pfarrgartens zu helfen.]

Lehmputz

Das Buckauer Pfarrhaus wurde vor 160 Jahren nach damals modernen Standards errichtet. Jedoch wurden alle Decken und Wände noch mit Lehm, nicht mit Kalkputz, verputzt. Heute ist Lehmputz wieder modern, der Inbegriff eines „biologischen“ Naturbaustoffes. Lehm sorgt mit seiner Fähigkeit, überschüssige Luftfeuchtigkeit und Wärme aufzunehmen und später wieder abzugeben, für ein gesundes Raumklima. Auch in den Gästezimmern (Mädchenzimmern) haben wir darum den Lehmputz wieder aufgebracht.

[Gelegentlich bieten wir bei Renovierungsarbeiten
unseren Gästen die Möglichkeit, in einem Lehmputz-workshop bei der Reparatur und Erneuerung von Lehmputz-flächen im Denkmal
mitzuarbeiten und die Zubereitung und das Arbeiten mit Lehm kennenzulernen.
Bei Interesse rufen Sie uns an.]

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